War das Duell Wilhelmsburg-Schachelschweine letzte Saison noch die Topbegegnung der Jugendstadtliga, fand es dieses Mal in der Jugendlandesliga am anderen Ende der Tabelle statt. Was gleich blieb, war, dass eine Mannschaft in Unterzahl spielen musste. Um für Abwechslung zu sorgen, waren das dieses Mal wir. Till fiel kurzfristig krank aus – wir wünschen gute Besserung. Ein Brett kampflos abzugeben ist in den Jugendligen aufgrund ihrer besonderen Wertung immer eine Doppelbestrafung. Die fehlenden Punkte kompensierte das Team jedoch mit einem sehr hohen Einsatz an Moral und Willenskraft. So machten sich zumindest fünf von uns auf den Weg zum schachlichen Highlight des Jahres – auch wenn man munkelt, dass es in Singapur irgendeine kleinere Konkurrenzveranstaltung gegeben haben soll.
Die erste Partie des Tages beendete Luke. Ihn erwischte es gleich doppelt, denn zusätzlich zur ungünstigen Ausgangslage musste er darüber hinwegkommen, dass er in der Eröffnung komplett überspielt wurde und früh zwei Bauern verlor. Sein Gegner rochierte dann aber auf jenen Flügel, auf dem diese Bauern jetzt fehlten, und somit in gleich zwei halboffene Linien hinein. Damit bekam Luke genug Kompensation, konnte schnell mental auf Angriff umschalten und unter Zuhilfenahme eines dritten Bauernopfers die gegnerische Königsstellung knacken und Dauerschach geben. Dass er sich hinterher ärgerte, dass es nur für ein Remis gereicht hat, spiegelt sehr gut den Mannschaftsgeist wider.
An Brett 5 gewann Viktor mal wieder eine Leichtfigur und freute sich, dass er sie diesmal sogar zu einem Sieg verwerten konnte. Sein Gegner hatte zwar noch mehrere Züge lang versucht zu tricksen, nutzte aber seine verbliebenen Angriffsressourcen nicht. So konnte Viktor mit einer Gabel drohen und den Sack zumachen.
Lorik wickelte in der Zwischenzeit die spanische Eröffnung seines Gegners in ein schwerblütiges Turm-Springer-Endspiel mit gleichen Bauern ab. Zwischendurch landeten seine verbliebenen Figuren beide auf der achten Reihe und standen sehr passiv. Dennoch verteidigte er das Remis zäh und bewies, dass er bereit für die Jugendlandesliga ist.
Lara hatte an Brett 3 mit einem für die italienische Eröffnung sehr untypischen Loch auf d4 und infolgedessen mit schwachen schwarzen Feldern zu kämpfen. Da ihr schwarzfeldriger Läufer bereits getauscht worden war, der des Gegners allerdings noch auf dem Brett stand, sah die Stellung optisch recht unangenehm aus. Sie schaffte es allerdings, ausreichend Material abzutauschen, sodass die Schwächen nicht mehr ins Gewicht fielen. Im Turmendspiel gab sie alles, um noch einmal Druck zu machen, doch das kam dem Versuch gleich, Wasser aus einem Stein zu pressen. So konnte auch sie leider das Remis nicht verhindern.
Damit lagen alle Hoffnungen auf Yannic, der mit seinem Gegner alle Gefühlslagen, die das Schachspiel zu bieten hat, durchlebte. Direkt in der Eröffnung opferte er einen Bauern, um den schwarzen König in der Mitte festzunageln und einen massiven Angriff übers Brett rollen zu lassen. Sicherlich war er mehr als zufrieden – bis sein Gegner einen wunderschönen Verteidigungszug aufs Brett zauberte und Yannics kompletter Aggression damit den Saft abdrehte. Das Gefühl, realisieren zu müssen, dass sich dein Vorteil in Luft aufgelöst hat, kennt vermutlich jeder Schachspieler. Diese Stimmung war Yannic mehr als anzusehen. Noch dicker kam es, als es auf einmal seinem Gegner gelang, Druck aufzubauen. Doch dieser ließ immer wieder Chancen ungenutzt, bis er schließlich den Fehler machte, seinen Läufer mitspielen lassen zu wollen. Dieser stand nämlich plötzlich bereit, um mit dem König gegabelt zu werden, und zu diesem Tänzchen ließ sich Yannics Dame nicht zweimal bitten. So stand am Ende ein mit viel Willenskraft erkämpfter, aber verdienter 12:11 (3,5:2,5)-Sieg für den SCS zu Buche.
Leider gibt es aufgrund der besonderen Regeln der Hamburger Jugendligen für einen Sieg mit 12 Brettpunkten nur einen statt zwei Mannschaftspunkte. Dies hilft uns im Abstiegskampf nicht so sehr, wie wir uns das gewünscht hätten, aber es ist besser als nichts. Auch mit kleinen Schritten kommt man ans Ziel. Einen ausführlichen Tabellenüberblick können wir hier leider nicht geben, da einige Mannschaften seit der zweiten Runde keine Ergebnisse mehr gemeldet haben. Am Ende bleibt uns sowieso nichts anderes übrig, als auf uns zu schauen und weiterzukämpfen. Abgestiegen wird hier nicht!
1.1 Justus Fellberg |
1-3 |
1.1 Yannic Böhler |
1.2 Ranvir Singh Khattar |
3-0 |
1.2 Till Redmer |
1.3 Samuel Aue |
2-2 |
1.3 Lara Sophie Busch |
1.5 Minh Luka Huynh |
2-2 |
1.4 Luke Nießen |
1.6 Ivan Vesovic |
1-3 |
1.5 Viktor Morozov |
1.7 Felix Metzger |
2-2 |
1.6 Lorik Brandt |