Im Sommer 2023 formulierte Yannic den Wunsch, mit den Schachelschweinen mal eine Norddeutsche Vereinsmeisterschaft zu spielen. Dieses Jahr war es dann so weit: Die Sterne schienen in der richtigen Konstellation zu stehen, man unternahm in der Sonderklasse U16 einen Versuch zur Qualifikation uuuuuund wurde Letzter. Naja, was uns an schachlicher Qualität fehlt, machen wir mit Überzeugungsarbeit wieder wett, und so ging es dank Freiplatzantrag doch noch nach Prora auf Rügen, um sich mit den besten norddeutschen Vereinen zu messen. Es muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass Norddeutschland im Schach ein sehr dehnbarer Begriff ist, der 8 von 17 Landesverbänden einschließt.

Pünktlich um 12:06 saßen Yannic, Lara, Till, Lorik, Oskar und Rene im Zug, um die ungefähr 4,5 Stunden lange Fahrt in Angriff zu nehmen, und dank der wundervollen Arbeit der Deutschen Bahn erreichten sie die Herberge tatsächlich schon um kurz nach 21 Uhr. Da kam es ganz gelegen, dass das Teilnehmerfeld ungerade war und man für die erste Runde am nächsten Morgen spielfrei zugelost bekam. Man könnte auch sagen, der erste Mannschaftspunkt wurde im Schlaf gewonnen. Vor der Nachmittagsrunde wurde dann der wunderschöne Strand, der direkt vor der Herberge lag, erkundet, um dann dem späteren Turnierdritten, dem Hagener SV, nach besten Kräften Widerstand zu leisten. Zwar gab es die auf dem Papier erwartbare 0:4-Niederlage, allerdings erspielte sich Yannic, dessen Gegner später unangefochten und mit weitem Abstand den Brettpreis für das beste 1. Brett mit nach Hause nehmen sollte, eine schöne Angriffsstellung, in der er aber leider nicht den Ausknopf fand, bevor sich seine Figuren am Königsflügel verknoteten und sein Gegenüber ihn am Damenflügel überrennen konnte.

In Runde 3 kam es zum ersten hamburginternen Duell des Turniers. Das Team aus Blankenese konnte leider nur zu dritt anreisen, da kein vierter Spieler von seiner Schule eine Freistellung erhalten hatte. Trotz des 1:0-Vorsprungs für uns teilten wir die Punkte. Während Till nach langem Kampf gewinnen konnte, vergaß Yannic seine Theorie und stand aus der Eröffnung heraus auf Verlust, und auch Lara musste sich ihrem Gegner geschlagen geben. In Runde 4 gab es dann gegen KSV Rochade Göttingen endlich den ersten regulären Sieg für uns. Yannic und Lara trugen ihre Partien überzeugend vor, während Till mannschaftsdienlich seine Stellung remisierte. Lorik hatte lange gute Chancen und machte Druck, am Ende bewies sein Gegner aber bessere Nerven und konnte die Partie sogar noch drehen. Im Anschluss ging es erst an den Strand, in der Hoffnung, die Mondfinsternis zu sehen, doch diese ließ sich leider Zeit, die wir nicht hatten, da für den Abend die 10 Minuten entfernte Lasertagarena gebucht war. Auf dem sehr schön gestalteten Outdoorgelände wurden – genauso wie auf dem Schachbrett – die verschiedensten Strategien ausprobiert, und während Lara, Lorik und Yannic methodisch von Deckung zu Deckung vorrückten, bewarb sich Oskar mit seiner Vorgehensweise für die Hauptrolle im kommenden Reboot von Rambo. Aber egal ob im 3-gegen-3 oder im Free-for-all, Till bewies eindrucksvoll, dass es nichts und niemand mit den Reflexen eines 15-jährigen Fortnite-Kiddys aufnehmen kann, und sahnte jede Runde gnadenlos ab.

Am nächsten Morgen erwartete uns mit Doppelbauer Kiel ein absoluter Brecher. Dass einer der dominantesten Schachvereine in Norddeutschland zu diesem Zeitpunkt des Turniers erst 4 Mannschaftspunkte hatte, verriet zwar schon, dass bei dem Team irgendetwas nicht zusammenlief, trotzdem machten wir uns keine allzu großen Hoffnungen. Hätte Rene vor Rundenbeginn geahnt, was in dieser Runde passieren sollte, hätte er sich wohl, immer noch erschöpft von der Hinfahrt, nicht noch mal kurz nach Anpfiff wieder ins Bett gelegt. Als er 2,5 Stunden später wieder aufstand und im Turniersaal nach dem Rechten sehen wollte, glaubte er noch zu träumen, als ihm Till und Lorik mit folgendem Satz entgegenkamen: „Wir führen 2,5 zu 0,5; Lara spielt noch.“ Lara verlor die Partie, die sie noch spielte, leider, aber dafür hatte Yannic das Kunststück vollbracht, gegen einen 300 Punkte stärkeren Gegner Remis zu spielen, während es Till und Oskar noch wilder trieben und ihre jeweils 400 Punkte stärkeren Gegner den ganzen Punkt abnahmen. Als Belohnung für diese herausragende Leistung gab es in Runde 6 eine 0:4-Niederlage gegen den SV Werder Bremen. Der durch die Kürze der Begegnung sehr lange Abend wurde zum Analysieren der Partien genutzt, bevor Lara sich zu den Mädchen von Blankenese zum Kartenspielen traf.

In der letzten Runde ging es gegen Torgelow-Drögeheide, dessen 4. Brett leider einen Tag vorher abreisen musste. Leider scheiterten wir, wie schon zuvor gegen Blankenese, an der Vorteilsverwertung, und Lara und Yannic verloren trotz DWZ-Vorteil ihre Partien. Wieder einmal war es Till, der uns den Ehrenpunkt rettete. Trotzdem können wir mit dem Turnier mehr als zufrieden sein. Mit 6 Mannschaftspunkten wurden wir 10. von 15 Teams – eine tolle Leistung, wenn man bedenkt, dass wir letztgesetzt waren.

Bericht von René Lohmann

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